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Zwar bin ich kein Finnentroper, aber als Bahnreisender habe ich mich schon länger gefragt, warum die Gemeinde Finnentrop ihre der Eisenbahn zu verdankende Existenz nicht touristisch nutzt. Der Bahnhof in Finnentrop birgt hierzu eigentlich für jedermann erkennbar hervorragende Potenziale: Das Bahnhofsgebäude mit seiner düsteren Verschieferung und der verschachtelten Dachlandschaft, das seltene Reiterstellwerk und das in reizendem Fachwerk ausgeführte Stellwerk neben dem Bahnübergang - ein Traum für Modellbahner und auch in der Realität Bauten, die das Herz jedes Eisenbahnfreundes höher schlagen lasen. Die sorgfältig restaurierten Wohnhäuser neben dem Bahnhof mit dem markanten Schriftzug "Finnentrop" auf der Giebelseite deuten bereits an, welche authentische Wirkung von diesem Ensemble ausgehen könnte, wenn es nur richtig in Szene gesetzt würde!
Die Bahnstrecke zu den nahe gelegenen Fremdenverkehrszielen Attahöhle und Biggesee gehört wohl zu den landschaftlich reizvollsten Strecken Deutschlands und bietet dem Eisenbahnliebhaber mit ihren einzigartigen Doppelstockbrücken echte Highlights. Der Bahnhof Finnentrop mit seinen umfangreichen Gleis- und Bahnsteiganlagen und die ansonsten wenig befahrene Strecke bieten sich für touristische Fahrten mit historischen Fahrzeugen zur Verknüpfung dieser Ziele geradezu an. Man denke an den großen Erfolg der dampfbetriebenen Bahnen im Harz! Und schließlich dürfte der Anblick eines vorbeischnaubenden Dampfrosses auch manchen Autofahrer an der Bahnschranke für seine Wartezeit entschädigen!
Das Empfangsgebäude mit Café-Restaurant – in neuzeitlicher, mit den vorhandenen Fassaden kontrastierender Architektur - könnte der Dreh- und Angelpunkt eines solchen Fremdenverkehrsangebotes sein. Da es in Finnentrop offenbar kein Café gibt, wäre ein solches aber auch für die Bewohner und reguläre Bahnreisende interessant. Und schließlich könnten dort bestimmungsgemäß auch wieder Fahrkarten verkauft werden. Gelungene Beispiele für die Umnutzung von Bahnhofsgebäuden gibt es in den Nachbarorten Plettenberg und Altenhundem. Eine Provinzposse, dass in Finnentrop ernsthaft der Abriss zugunsten eines gesichtslosen Discountmarktes diskutiert wird!
Natürlich ist ein solches Projekt nur gemeinsam von der Gemeindeverwaltung und ihren Bürgern, Eisenbahnorganisationen sowie vermutlich auch weiterer externer Förderer zu stemmen. Dass so etwas aber möglich ist, zeigt z. B. die gelungene Umnutzung der ehemaligen Rohrmeisterei im nicht allzu weit entfernten Schwerte. Nicht nur dem Bürgermeister der Gemeinde Finnentrop sei ein Blick dorthin, aber auch auf andere mit bürgerschaftlichem Engagement realisierte Projekte dringend empfohlen.
Es wäre eine vertane Chance, wenn die Ergänzung des Tourismusangebotes im Südsauerland um den Faktor "Eisenbahn" wegen des Neubaus eines Discountmarktes vertan würde!
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